Frühjahrsdüngung

Nachdem mein Vater die letzten Wochen eher allgemeine Betrachtungen zur aktuellen Situation vorgebracht hat, kann ich heute (endlich) wieder über unser Tagesgeschäft berichten.

 

Mit wachsender Vorfreude haben wir die vergangenen Wochen in den Wetterbericht und auf die Felder geschaut. Wann ist der Boden endlich soweit abgetrocknet, dass wir unsere Flächen befahren können?

Nach der ackerbaulichen Untätigkeit des Winters ist die Gärrestausbringung im Getreide die erste ackerbauliche Maßnahme im neuen Jahr. Deswegen ist hier die Vorfreude deutlich größer als auf die gleiche Arbeit später im Jahr. Davon ab, Trecker fahren macht Spass,  umso mehr wenn man durch den Winter sozusagen auf "Entzug" war.  Und dann am ersten Tag gleich bei dermaßen herrlichem Wetter, das ist selten...

Häufig findet die Frühjahrsgabe an kalten Tagen und nachts statt. Auch dieses Jahr konnte man bei Facebook Fragen lesen wie: Warum fahren die Bauern ihre Gülle nachts? Haben die was zu verbergen? Ist das etwa illegal?

Nein, nichts davon. Vielmehr geht es darum, die Böden zu schonen indem man auf die angefrorenen Flächen fährt. (Angefroren, dass ist wichtig! Auf tiefgefrorenem Boden ist die Gülleausbringung unsinnig und sowieso verboten, weil die Gülle nicht versickern kann. Das wäre reine Verschwendung von kostbarem Dünger). Diese Kombination (die ersten 2-3 cm Boden gefroren, darunter nicht) hat man am ehesten nachts, wenn die Sonne dann tagsüber den Boden auftaut, muss man aufhören und spät abends wieder beginnen. Früher war die Frühjahrsdüngung also vor allem kalt und häufig dunkel. Dieses Jahr gab es einige dieser Tage, doch vorallem im Januar. Wir dürfen unsere Gülle (oder Gärrest) erst ab dem 1.Febuar ausbringen und wenn die Befahrbarkeit wie momentan an den ersten Stellen gegeben ist, dann macht die Ausbringung im T-Shirt und in der Sonne doch bedeutend mehr Spass als mit dicker Jacke und Mütze einige Nachtschichten einzulegen. 

Natürlich ist nicht auszuschließen, dass uns diese Nachtschichten noch bevorstehen,  gerade die etwas schwereren Böden sind momentan noch viel zu nass um sie zu befahren...

Die letzten Jahre hatten wir sehr ausgeprägte Frühlingstrockenheiten. Der Laie würde jetzt sagen: "Dann wartet doch bis es richtig trocken ist und fahrt dann!". Wenn es mal so einfach wäre. Die Gülleausbringung dient dazu, dem Getreide über die Häfte des gesamten Stickstoffs und die meisten anderen Nährstoffe (Ausnahmen sind Spurenelemente wie Mangan) komplett  zu liefern.  Diese müssen an den Wurzeln der Pflanze zur Verfügung stehen. Es braucht also Niederschläge (Wasser) um die Nährstoffe von der Oberfläche an die Wurzel zu bringen.

In den ersten Medien war schon zu lesen, dass das gute Wetter momentan der Anfang eben jener Trockenheit sein könnte. Einerseits müssen wir die Nährstoffe also möglicherweise schon jetzt an die Wurzel bringen. Anderseits besteht die Sorge, dass das Getreide überwächst. Als "überwachsen" beschreibt man einen zu dichten und (für den Zeitpunkt im Jahr) zu weit entwickelten Bestand. Da der Winter dieses Jahr so mild war und viele Nährstoffe aus dem viel zu trockenem Herbst noch verfügbar sind, sind die Bestände in diesem Jahr schon sehr weit entwickelt, können Sie jetzt sofort auf große Mengen Nährstoffe zugreifen, können sie sich sofort stark entwickeln. Um diesem etwas entgegenzusteuern und die Gefahr der Auswaschung (also des Transportes der Nährstoffe an den Wurzeln vorbei) zu verringern setzen wir einen so genannten Nitrifikationshemmer ein. Er hemmt die Umwandlung von Ammoniumstickstoff zu Nitratstickstoff (der eigentlichen Pflanzennnahrung), dadurch wird dieser erst nach und nach gebildet und von den Pflanzen aufgenommen.   

 

Aber genug der Theorie. Samstag morgen um Sieben stand unser langjähriger Partner Schrey&Lendermann bereit um die ersten Flächen zu düngen. Wir haben uns auf diesen Flächen für das sogenannte "Verschlauchen" entschieden. Dabei fährt kein Güllefass auf die Fläche, sondern nur ein Traktor mit Verteiler, der mittels eines langen Schlauches mit Gärrest versorgt wird. Dass das weniger Gewicht als ein volles Güllefass  auf die Fläche bringt ist logisch. Gut für den immer noch feuchten Boden, die Strassen bleiben sauber und eine hohe Flächenleistung, sehr gut!

Um den Verteiler kontinuierlich mit Gärrest zu versorgen haben wir mit 2 Güllefässern und einem LKW den Gärrest von unserem Hof in einen Zwischenbunker geliefert, von da wurde er dann zum Verteiler gepumt. Nach 4 Stunden waren 422 m³ Gärrest auf 2 Flächen ausgebracht. Super Leistung von Schrey&Lendermann. Wenn wir das selbst gefahren hätten wäre das ein sehr langer Tag geworden.

 

Ein Riesendank geht auch an unseren Auszubildenen Nils, der seine Drohne mitgebracht hat um die Aufnahmen zu filmen, ich hoffe wir haben in Zukunft mehr Gelegenheit dazu.   

 

MfG

Jan-Philipp Könemann

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0