Über den Wolf

 

 

Lieber Leser,

 

 

 

Vierzig Jahre habe ich jetzt meinen Jagdschein. Auch damals schon war die Prüfung anspruchsvoll, so direkt von der Schulbank war man aber noch aufnahmefähiger als heute. Es gab Inhalte, z.B. das Balzverhalten des Auerhahnes oder die Lebensgewohnheiten des Rackelwildes , die man nie wieder gebraucht hat. Andere Sachen waren viel wichtiger in einer münsterländer Niederwildjagd und haben sich dann auch in der Praxis verfestigt. Einiges waren nur noch in den Lehrbüchern zu finden, weil die Arten noch dem Jagdrecht unterlagen, aber keine Bedeutung mehr hatten. Zum Beispiel Elch, Wisent, Großtrappe, Wildtruthahn und der Wolf. Darum durfte man sich aber nicht kümmern, um sein Kurzzeitgedächtnis vor der Prüfung nicht zu überlasten!

 

Obwohl, auf einmal sind Wolf, Wisent und die ersten Elche wieder da!

 

Jetzt haben wir den Wolf schon angeblich in Gegenden, wo man große Beutegreifer nicht unbedingt vermutet hätte, am Niederrhein, in Ostfriesland und wer weiß wo. Bald auch hier?

 

Ich kann ja gut verstehen, dass die Institutionen im Umweltbereich den Wolf als Nachweis ihrer segensreichen Tätigkeit -Biotophege- nutzen, ob jetzt bewusst gefördert, importiert oder zugewandert aus Ost- oder Nordeuropa. Wenn aber unsere gute Bekannte M. in Südtirol erzählt, die Viehhalter auf der Seiseralm hätten ihre Schafe schon im Juli von der Alm abgetrieben, weil die Anzahl der gerissenen Schafe unerträglich wurden, gibt einem das doch zu denken. Bald wohl auch Jungrinder und Kälber die ja doch wehrhafter sind.

 

Es möge doch bitte keiner glauben, dass der Ersatz des materiellen Schadens genügt, um das Gefühl wettzumachen, seiner Fürsorgepflicht gegenüber seinen Schützlingen nicht voll nachgekommen zu sein!

 

Keiner will den Wolf wirklich wieder los sein, und ganz sicher nicht als -wie immer wieder unterstellt wird- Konkurrenten und Störenfried zu einem traditionellen Jagdbetrieb! Aber als dem Jagdrecht unterliegendem Raubwild wäre eine Entnahme in gesetzlich sicherem Rahmen möglich. Es sträubt sich bei mir alles, von Problemwölfen zu sprechen. Isegrim selber würde sich die Bezeichnung wohl auch verbitten. Das Problem liegt ja in erworbenem Verhalten.  Die mangelnde Vorsicht der Tiere, die Vertrautheit mit menschlicher Nähe, wo auch immer sie herrührt, schafft doch eigentlich erst die Probleme.

 

Die Entnahme von Opportunisten, die sich lieber am „Tischlein deck dich“ unserer Wanderschäfer bedienen, als sich zum Beispiel mit wehrhaften Wildschweinen herumzuschlagen, würde wahrscheinlich die klugen -zumindest lernfähigen- Wölfe von einer Änderung ihres Beuteschemas, vom Wildtier zum Haustier, abhalten. Damit würde man ein übermäßiges Anwachsen der Population verhindern und herumstreifende Jungtiere in geeignetere Lebensräume abdrängen. Wölfe müssen wieder lernen, dass ein Elektrozaun ein Todesstreifen und keine sportliche Herausforderung ist. Und dass der Mensch nicht nur komisch riecht, sondern auch brandgefährlich ist!

 

Da möge mir bitte auch keiner mit dem Hinweis auf den strikten Schutz des Wolfes durch EU-Recht kommen! Wenn ich mich richtig erinnere, ist beim göttlichen Recht seit Moses nicht viel substanzielles dazugekommen. Menschenrecht unterliegt aber menschlichem Ermessen! Dieselben, die die EU oft als Moloch darstellen oder auf EU Agrarförderung schimpfen, tragen auf einmal den EU-Tierschutz als unveränderliches, verbrieftes Grundrecht, wie eine Monstranz vor sich her.

 

Jagddruck, in Maßen und klug geregelt, würde wahrscheinlich die Wölfe in für sie geeignete Biotope lenken und das Konfliktpotential zwischen Mensch und Wildtier schmälern. Die Instrumente existieren, man muss nur wollen.

 

Die Diskussionsbeiträge- kategorischer Wolfsschutz - aus dem institutionalisierten Naturschutz können den, der die Umwelt nicht als Erholungs- sondern als Lebensraum und auch Wirtschaftsraum nutzen muss, nur ärgern. Ich gebe zu bedenken, dass jeder Ranger, jede/r Wolfsbeauftragte/r jeder WolfskrankenwagenfahrerIn ein Posten im öffentlichen Dienst ist. Die Umweltverwaltung bemisst, wie jede Verwaltung, ihre Bedeutung an der Anzahl der zu vergebenden Posten…

 

Man macht sich so seine Gedanken…..

 

Viele Grüße,

 

Christoph

 

 

 

 

 

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