Bauern aller Länder vereinigt euch!

 

Oder: Eine gesetzlich verordnete Bauchlandung II

 

#Was einer nicht schafft, dass schaffen viele!

 

 

 

Moin zusammen,

 

ich bin heute recht niedergeschlagen! Gestern Abend war ich mit meinen Vorstandskollegen aus unserem landwirtschaftlichen Ortsverein im schönen Seppenrade unterwegs um einige grüne Kreuze aufzustellen. Diese Kreuze sollen nach der Initiative von Bauer Willi (link einfügen) als Mahnkreuze an den politisch gewollten Niedergang der deutschen Landwirtschaft verstanden werden. Schon wieder prasseln an Unsachverstand nur so strotzende Gesetzentwürfe auf uns ein. Unlängst wurde ein „Agrarpaket“ von den beiden Ministerinnen Klöckner und Schulze verabschiedet, dass einen nur noch lachen lässt.

 

Das sind die wichtigsten Punkte aus dem Insektenschutzprogramm

 

  1. Ein nationales Verbot für die Anwendung von Glyphosat zum Ende der aktuell gültigen EU-Zulassung bis spätestens 31.12.2023.

  2. Eine Minderungsstrategie für Glyphosat ab 2020 mit Verboten und Teilverboten für den Einsatz bei der Stoppel-, Vorsaat- und Vorerntebehandlung, auf Grünland, im Wald, in Weihnachtsbaumkulturen, auf Gleisanlagen, in privaten Gärten und auf öffentlichen Parkflächen. Damit soll der Glyphosateinsatz um 75% vermindert werden.

  3. Einen Mindestabstand zu Gewässern von 10 Metern bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln.

  4. Einen Abstand von 5 Metern, wenn die Abstandsfläche dauerhaft begrünt ist.

  5. Schon ab 2021 soll die Anwendung von Herbiziden und biodiversitätsschädigenden Insektiziden in Schutzgebieten verboten werden. Zu diesen Gebieten gehören u.a. FFH-Gebiete, Naturschutzgebiete, Nationalparks und Vogelschutzgebiete.

  6. Artenreiches Grünland, Streuobstwiesen und Trockenmauern sollen als Biotop unter den gesetzlichen Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes aufgenommen werden und ebenfalls mit Einschränkungen für den Pflanzenschutz belegt werden.

  7. Die vom BMU geforderten festen 10% Ausgleichsflächen für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln kommen nicht. Dafür soll von Landwirten bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln eine Kompensation für die Biodiversität aus einem Katalog an Maßnahmen verlangt werden.

 

 

 

 

 

 

 

Als Erläuterung mal einige Anmerkungen, was das genau für den praktizierenden Landwirt bedeutet:

 

Ein grundsätzliches Glyphosatverbot verhindert bzw. erschwert den Aufbau von Humus in der Ackerkrume erheblich! Durch die zusätzlich nötigen Bodenbearbeitungsgänge um Unkräuter regulieren zu können wird nicht nur CO2 durch die zusätzlichen Schlepperstunden, sondern vor allem durch den Abbau organischer Masse, der zwangsläufig stattfindet, emittiert. Es würde die komplette Landwirtschaft die Möglichkeit genommen, dauerhaft als CO2 –Senke zu fungieren. Würde nur auf 70% der deutschen Ackerfläche der Humusgehalt um 0,3% erhöht, wäre die Menge an gebundenem Kohlenstoff erheblich!! Dass Glyphosat bei sachgerechter Anwendung krebserregend ist, hat mir noch keine Gegen-Gegen-Gegen-Gegen-Studie zweifelsfrei darlegen können und ist nur aufgrund Ideologischer Irrwege inzwischen „Allgemeinunwissen“. Aufgrund des politischen Mainstreams ist es allerdings höchst unwahrscheinlich, dass sich dieses Verbot umgehen lässt. Dass mit Glyphosat behandelte Flächen natürlich keinen Lebensraum für Insekten bieten, ist irgendwie klar, der Zustand ist aber nicht mehr über Wochen hinweg so. Auch werden keine ganzen Landstriche am Stück behandelt! Auch ist es fragwürdig, ob es zielführend ist, ein sehr gut erforschtes Mittel abzuschaffen und dann auf weniger gut erforschte umschwenken zu müssen….

 

 

 

Punkt 2 Stimme ich durchweg zu! Aber bitte am richtigen Ende anfangen zu sparen! Es kann nicht sein, dass so hohe Mengen des Wirkstoffes in Privatgärten gebraucht werden. Der größte Anwender ist bekanntlich die deutsche Bahn. Hat sich mal jemand gefragt, warum deren Gleisanlagen immer frei von Bewuchs sind? Da werden Aufwandmengen gefahren, die in der Landwirtschaft völlig utopisch erscheinen. Genauso verhält es sich in Südamerika auf den großen Soja- und Maisflächen. Bilder und Berichte aus dieser Gegend waren es in erster Linie die, die Glyphosatdebatte erst ins Rollen gebracht haben. Dabei muss man allerdings zugestehen, dass es gängige Praxis war, Getreideflächen nach dem ersten Stoppelsturz und dem Auflaufen des Ausfallgetreides, einmal mit Glyphosat „abzuräumen“ und so, ohne weitere Bearbeitung, in den Winter gehen zu lassen. Da sieht schon der Laie, dass es auf diesen Flächen nichts mehr lebt. Glücklicherweise ist diese Praxis mit der Ausbreitung des Zwischenfruchtanbaus weitestgehend verschwunden. Es gibt mehrere gute Wirkmechanismen, die das Produkt in ihrer Anwendung „griffig“ machen. Ich denke nicht, dass ein Hobbygärtner, der seine Gartenwege so unkrautfrei hält, weiß, das die Zugabe von schwefelsaurem Ammoniak erlaubt, die Wirkstoffmenge zu halbieren. Oder darüber nachdenkt, die Menge Wasser zu senken, die gleichzeitig mit ausgebracht wird, um höhere Konzentrationen des Glyphosates auf dem Blatt zu erzielen? Über die richtige Einstellung des pH-Wertes und dH.-Grades der Spritzbrühe wollen wir gar nicht erst Anfangen…. Lasst den Wirkstoff zumindest für Ausnahmesituationen erhalten!!

 

 

 

3.+4. Kann man in einem Abhandeln! Mich würde der Aufschrei jedes Grundbesitzers in Deutschland mal interessieren, wenn von jetzt auf gleich alle Grundstücke mit einem Randstreifen von nur 10cm (passt im Maßstab zur hiesigen Flächengröße wohl ungefähr) auf einmal per Federstrich nicht mehr genutzt, bespielt, bebaut oder ähnliches werden dürften! Wie viele Finanzierungen, bei denen Grundstücke als Sicherheit dienen würden platzen? Wie vermessen und arrogant kann eine Politik eigentlich noch sein? Wenn man den Medien glaubt, dann steht die Wirtschaft momentan vor einer Rezession, getrieben durch Protektionismus, Brexit und Blasen, die zu platzen drohen soweit das Auge reicht. Ist es da wirklich so, dass wir es uns erlauben können, durch das verhindern sachgerechten Ackerbaus auf diesen Flächen in ganz Deutschland Millionen-Werte einfach so zu zerstören? Kleines Rechenbeispiel: der Durchschnittslandwirt in NRW bewirtschaftet rund 60ha. Die Flächengröße beträgt im Schnitt 3ha, also 30000qm. Das ist also ein Quadrat von ca.170m Seitenlänge. Angenommen an einer Seite fließt ein Gewässer, was hier im Münsterland keine Seltenheit wäre. Das ergibt beim Durchschnittsbetrieb mit 20 Flächen eine Gewässerstreifenlänge von 3400m mal 5m Breite eine Fläche von 17000qm. Ein qm Ackerland ist hier zwischen 8 und 11€ wert. Durch Bewirtschaftungsverbote ergibt sich ein Gegenwert von null, da ja niemand was mit dem Land anfangen kann/darf und somit selbst bei dem Versuch, diese Streifen zu verkaufen es keine Käufer geben würde.

 

Dieser Gesetzentwurf ergibt per Federstrich einen Verlust pro Durchschnittsbetrieb von ca.150.000€!!

 

Welches Ein-Mann Unternehmen, und das ist der landw. Durchschnittsbetrieb im Münsterland, kann sich sowas leisten?? Ich möchte behaupten, ¾ aller Ein-Mann-Handwerksbetriebe würden einen Schaden in dieser Höhe nicht verkraften und die Türen schließen. Rechnet man das auf die Anzahl der Betriebe in Deutschland hoch, geht der Gesamtwirtschaftliche Schaden dieses Gesetzentwurfes in die Milliarden! Einfach so… für die Bienen…

 

Jetzt kommt nämlich der Witz an der ganzen Sache. In 90% der Fälle sind in unserer Gegend und auch auf unserem Betrieb an den Gewässern Uferrandstreifen schon lange angelegt! Dafür gibt es eine Ertragsausfallentschädigung von 1200€ pro Jahr und Hektar. Ob die aber weiterhin gezahlt wird, entscheidet sich für jeden Zeitraum (i.d.R. 5 Jahre) aufs Neue. Heute bin ich noch in der Lage, den Streifen wieder umzupflügen und weiter darauf meinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften, aber bleibt das auch so?

 

Wir Landwirte sind seit JAHRZEHNTEN gewillt, Naturschutz zu betreiben, aber bitte nicht mit Enteignung (und genau das ist dieses Vorhaben) sondern bitte im Dialog und mit Aufwandsentschädigung. Wie soll ich unseren Verpächtern erklären, dass diese Streifen wertlos sind und ich kein Geld für die Bewirtschaftung ausgeben kann, weil diese verboten ist? Viele dieser Leute haben als Sicherheit für Neubauten auf dem Betriebsgelände oder auch im Neubaugebiet mit dem Gegenwert dieser Flächen Kredite in Anspruch genommen.

 

 

 

Jeder von uns erinnert sich noch an die Eichenprozessionsspinner-Plagen der letzten beiden Frühjahre und Sommer. Pflanzenschutz in FFH- und Naturschutzgebieten verbieten? Okay, gucken wir halt zu, wie Borkenkäfer und CO ganze Landstriche entwalden, obwohl es einfach wäre, etwas großflächig dagegen zu tun! Man kann es erst mit Nützlingen versuchen. Sollte man auch und das kann auch klappen, aber zu Zeiten wo die Greta´s dieser Welt versuchen den brasilianischen Regenwald zu retten und sich in Hambach an Bäume ketten, stelle ich so langsam wirklich die Intelligenz dieser indoktrinierten Grünwähler in Frage…. By the way, in Seppenrade soll die Kastanienallee gefällt werden. Man kann schon fast von Massenprotesten sprechen. Da wird alles aufgefahren was der Werkzeugkasten der Bürgerbewegungen so hergibt. Unterschriften, Pressetermine und und und…. Dass die Kastanien den Ausbau der Zufahrt zum Neubaugebiet erschweren bis verhinderen ist das eine, zugegeben, deshalb sollte man ernsthaft drüber nachdenken ob es Alternativen gibt. Aber dass die Bäume von einem Pilz befallen, nach der Trockenheit der letzten Jahre extrem geschwächt und darüber hinaus noch in einem Alter sind, wo eine Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist, sollte auch dem letzten Baumumarmer zu denken geben. Pflanzt neue… von mir aus gerne für jeden gefällten Baum zwei neue! Haben wir in 20 Jahren wieder Spaß mit und gefährden nicht die Sicherheit der Kindergartenkinder und Grundschüler, die da bald entlang laufen müssen, geschweige denn die Schwadronen an Rentnern die sich da abends ein e-Bike Rennen nach dem anderen liefern.

 

 

 

Artenreiches Grünland, Streuobstwiesen und Trockenmauern zu Biotopen?? Ich möchte nicht wissen wie viele Obstbäume dann Bekanntschaft mit einer Stihl machen und anderes einfach verschwindet. Kein Besitzer möchte zusehen wie sein Besitz wertlos oder die Handlungs- und Entscheidungshoheit über diesen einfach so kassiert wird.

 

Und was sagt unsere Berufsvertretung zu diesem ganzen Schlamassel? Richtig, wie mal wieder und so oft: NIX! Dass die Öffentlichkeitsarbeit des DBV nicht mit dem von FfF, Nabu und BUND mithalten kann, versteht sich, wenn man die zur Verfügung stehenden Gelder vergleicht, aber ein erneutes Wegducken versteht mal wieder keiner meiner Berufskollegen… Wenn es die Spitze nicht bringt, muss es halt die Basis richten. Was einer nicht schafft, dass schaffen Viele.

 

 

 

Abschließend lässt sich aus allen diesen Sachverhalten eins folgern: Es mangelt unserer Politischen Führung und auch den heutigen Klimaaktivisten vor allem an einem: Weitblick, das Denken in Generation und Jahrzehnten, dass den deutschen Landwirten mit in die Wiege gelegt wird. Keine Maßnahmen mit der Brechstange, sondern im Dialog und nur mit Aufwandsentschädigung. Es darf sich niemand auf dem Rücken einer einzelnen Berufsgruppe ein grünes Gewissen erwerben können! Das hat dann nichts mehr mit Rechtsstaat zu tun. Geht endlich die wirklich schlimmen Probleme an! Kanalisationen, die 150 Jahre alt sind, wäre vielleicht mal ein Anfang. Atommüllendlager, ein anderes Beispiel!

 

Den Landwirten wird nachgesagt, wir würden nur Jammern. Ich für meinen Teil sehe das in der jungen Generation Betriebsleiter nicht mehr so stark, da waren vorherige Generationen bedeutend schlimmer, obwohl die heutigen Probleme die existenzielleren sind! Es wird Zeit, dass mit mehr Weitblick und mit weniger Ideologie entschieden wird! Lasst die großen runden Tische sein, mehr Wissenschaftliche Fakten! Sonst haben wir bald keine Versorgungssicherheit mehr in Deutschland, was nicht im Sinne der Verbraucher und der Bundesregierung sein kann. Abhängig momentan von russischem Öl und Gas, in Zukunft auch von südamerikanischem Rindfleisch, kasachischem Brotgetreide und neuseeländischer Milchprodukte? Ich will es mir lieber nicht vorstellen.

 

 

 

Gruß, Gregor

 

 

 

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