darf´s vielleicht noch etwas mehr sein ?

Hallo, liebe Leser!

 

 

Nachdem ich jetzt auf einem ganzen Stapel verworfener Entwürfe für unseren Blog sitze, möchte ich doch einmal versuchen einen Artikel  durchzuziehen. Es war im letzten Jahr leider so, dass ich einen sehr guten Freund verloren habe, an dem ich wunderbar meine Gedanken ausprobieren konnte und dessen Feedback mich vor mancher gedanklichen Verirrung bewahrte und dafür sorgte, dass ich mich nicht permanent zum Affen machte! Das beschreibt zwar bei weitem nicht ausreichend seine Bedeutung für mich und uns, aber ist sicher ein Teil davon. Außerdem muss ich gestehen, dass nicht zu jeder Zeit der Altbauer sich so seine Gedanken macht und dass die auch nicht immer besonders berichtenswert sind. Zudem sitze ich auf der Skihütte, es schneit und stürmt,  als Schönwetterskifahrer bleibe ich lieber im Warmen und Trockenen, also warum keinen Text verfassen.

 

 

Trotzdem, wenn man sich die Entwicklung in der Branche im vergangenen Jahr anschaut, hat die so viel Fahrt aufgenommen, dass einige Gedanken dazu zwangsläufig kommen.

 

Welche Umstände haben eigentlich zu Treckerdemos, Krisensitzungen im Kanzleramt , Identitätskrise des Deutschen Bauernverbandes, oder zumindest starke Zweifel am seinem Alleinvertretungsanspruch, öffentliche Diskussion über Lebensmittelpreise und andere Aufregungen geführt?

 

 

Nach zwei Dürrejahren, mit erheblichen Auswirkungen auf die Erträge besonders im Futterbau und in unseren Wäldern, ist die Duldsamkeit gegenüber vielfach als ungerecht und unbegründet empfundenen Vorwürfen aus dem institutionellen Naturschutz auf null gesunken. In vielen Genehmigungs- und Kontrollbehörden wird zudem deutlich, dass der aus der 68er Bewegung bekannte Marsch durch die Institutionen längst vollzogen ist und ideologischer aufgeladener Naturschutz einem immer offener begegnet. Wenn dann noch fridays for future (meiner Meinung nach ein echtes one-trick-pony) als moralischer Anspruch und toller Beweis für erwachendes Verantwortungsbewusstsein der Jugend gesehen wird, muss es zu einer Gegenreaktion kommen.

 

Aktio-Reaktio!

 

 

Je nachdem, welche Reaktionsmöglichkeiten einem zur Verfügung stehen, kommt es dann eben zu Treckerconvoys oder Pfeifkonzerte und nicht-ausreden-lassen bei Politikerreden.

 

Und die Politik? Reagiert auf der leichtesten und gewohnten Art und Weise die ihr zur Verfügung steht, Geld als weiße Salbe!

 

Jetzt wird zurecht darauf hingewiesen, dass es gar nicht primär um Geld gehe, sondern um Wertschätzung, gerechten Anteil an der Wertschöpfung und Werterhalt für die oft in gar nicht so ferner Vergangenheit getätigten Investitionen. Das hängt der Position der Landwirtschaft ein moralisches Mäntelchen um, hinter dem ich mich nicht verstecken möchte!

 

 

Ich glaube, dass es volkswirtschaftlich und politisch von sehr hohem Interesse ist, die Lebensmittelpreise auf einem Niveau zu halten, auf dem keine Anhebung der Transferleistungen z.B. für Hartz IV Empfänger nötig ist. Außerdem ermöglichen sie es dem größten Teil der Bevölkerung den Konsum, die Mobilität, Mieten, Energie (vielfach in der Vergangenheit durch politische Eingriffe enorm verteuert) aufrecht zu erhalten. Brot und Spiele als ewig gültiges politisches Prinzip! Man muss nur so ehrlich sein und diese Zusammenhänge anerkennen. Wie dieser Anspruch ohne eine leistungsfähige vielleicht sogar quasi industrielle Landwirtschaft erfüllt werden soll, ist mir völlig schleierhaft.

 

Irgendwann wird zwangsläufig deutlich werden, dass der zu verteilende Kuchen doch nicht so groß ist wie gedacht. Von dem Kuchen wird aber ein deutlich größerer Anteil in den Umbau einer Landwirtschaft fließen müssen, wenn alle sozialen, ökologischen und ökonomischen Ansprüche erfüllt werden sollen. Der perfide Hinweis, dass die EU Mittel, die als „Subvention“ sowieso schon an die Landwirtschaft fließen, dafür ja eigentlich ausreichen müssten, geht völlig an der Tatsache vorbei, dass der Großteil dieser Mittel an institutionelle Landbesitzer geht. Lufthansa und andere Industrieunternehmen, Lebensmittelexporteure, Bundesländer, adeliger oder ostdeutscher genossenschaftlicher Großgrundbesitz schöpfen einen Großteil der Mittel ab und in der bäuerlichen Landwirtschaft werden die Gelder an die Verpächter durchgereicht. Sie dienen dann dazu, die ansonsten überhaupt nicht mehr zu begründende Höhe der Flächenpachten zu refinanzieren.

 

 

Eigentlich ist es gar nicht so schwierig:

 

 

Wer verlangt, dass ein noch nicht abgeschriebener Stall umgebaut werden soll, muss die Umbaumaßnahmen anteilig übernehmen. Wenn nicht, Weiterbetrieb mit fairen Übergangsfristen. Jetzt rächt es sich, dass in der Landwirtschaft mit Abschreibungszeiträumen gearbeitet werden muss, die es nirgendwo sonst gibt und die natürlich ein Grund für konkurrenzlos niedrige Lebensmittelpreise sind. In der Landwirtschaft wird traditionell auf eine angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals keine Rücksicht genommen. Ebenso für eine angemessene Vergütung der eingesetzten Arbeitskraft! Und damit wir nicht nochmal in dieselbe Falle tappen, muss der Betrieb z.B. eines neuen Stalles über die Abschreibungszeiträume, wie genehmigt, garantiert sein.

 

 

Ebenso verhält es sich mit Agrarumweltmaßnahmen bzw. dem geforderten Umbau der Landbewirtschaftung:

 

 

Ich kann nicht für 1200€ pro ha pachten, und dann für 900€ die Fläche dem Umweltschutz zur Verfügung stellen. Der Landwirt, der in Niederbayern Flächen mit Blühmischungen einsäht und dann parzellenweise an Privatpersonen ( mit Namensnennung)vermittelt, erzielt nach Abzug aller Kosten einen angemessenen Ertrag. Das ist in diesem Fall privatwirtschaftliches Engagement, aber setzt irgendwie eine Messlatte…

 

 

Es bleibt dabei nach altem kaufmännischem Motto:

Wenn Sie zahlen was Sie sollen, werden Sie kriegen was Sie wollen.

 

 

 

Bis dahin,

 

Euer Altbauer

 

Christoph

 

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